Structured Analysis and Design Technique (SADT)
SADT ("Structured Analysis and Design Technique") war eine der ersten Methoden zur grafischen Spezifikation von Anforderungen. SADT wurde Mitte der 70'er Jahre von der Firma SofTech entwickelt.
SADT ermöglicht die Darstellung komplexer Systeme mittels hierarchisch geordneter Diagramme, und kann sowohl zur IST-Analyse bestehender Systeme, als auch zur Anforderungsdefinition neuer Systeme eingesetzt werden.
Bei SADT wird ein System top-down modelliert; dies kommt in der Diagrammhierarchie zum Ausdruck. Die Diagramme bestehen aus beschrifteten Rechtekken, welche durch beschriftete Pfeile verbunden sind. Jedes Rechteck kann in einem weiteren Diagramm verfeinert werden.
- Aktivitäten- und Datenmodell
- Hierarchiebildung und Bezifferung
- Verfeinerung der Daten
- Layoutregeln
- Erweiterungen
- Eignungsschwerpunkte
Aktivitäten- und Datenmodell
SADT kennt zwei unterschiedliche Modelldarstellungen:
- Aktivitätendiagramme (Aktigramme)
Aktivitäten bzw. Funktionen werden durch Datenflüsse verknüpft. Ergebnis ist ein funktionsorientiertes Modell. - Datendiagramme (Datagramme)
Hier werden Daten durch Aktivitäten verknüpft. Ergebnis ist ein datenorientietes Modell.
Aktigramme
Aktigramm-Darstellung
Aktivitäten werden als Rechtecke dargestellt und mit Verben bezeichnet; Daten werden als Pfeile dargestellt und mit Substantiven bezeichnet. Je nach Bedeutung der Daten werden die Pfeile auf bestimmten Seiten der Rechtecke angebracht.
Die Pfeile beschreiben die Schnittstellen der durch das Rechteck dargestellten Aktivität zu seiner Umgebung:
- Eingabdaten,
- Ausgabedaten und
- Steuerungsdaten (regeln die Verarbeitung oder stoßen sie an).
Eine Ausnahme sind die Mechanismus-Pfeile; sie können optional im Aktigramm angegeben werden und drücken eine Art Unterstützung der beschriebenen Aktivität aus. Die Unterstützung kann z. B. darin bestehen, dass ein Sachbearbeiter oder ein Programm die Aktivität ausführt.
Aktigramm mit Informationsfluss
Aktigramm mit Materialfluss
Datagramme
Datagramm-Darstellung
Die Aktivitäten auf der Eingangsseite erzeugen Daten, die zur Durchführung der Aktivitäten auf der Ausgangsseite benötigt werden.
Da Aktivitäts- und Datenmodell das Gleiche beschreiben, hängen beide Modelle voneinander ab. Durch wechselseitige Überprüfungen kann daher die Vollständigkeit und Konsistenz des Modells erhöht werden.
Datagramm mit Informationsobjekt
Datagramm mit physischem Objekt
In der Praxis werden die Aktigramme deutlich bevorzugt; daher werden nachfolgend auch nur diese beschrieben.
Hierarchiebildung und Bezifferung
Das oberste Diagramm des Aktivitätsmodells wird als A-0 (A minus Null) bezeichnet; es beschreibt das Gesamtsystem und enthä nur einen Kasten. Dieser Kasten wird in einer ersten Stufe detailliert im Diagramm A0.
Der Platz jedes Diagramms innerhalb eines Modells wird mit einer Knotennummer bezeichnet, die von der Numerierung der Kästen abgeleitet wird. A21 z.B. ist die Knotennummer eines Diagramms, das die Detaillierung des Kastens 1 aus dem Diagramm 2 (nächsthöhere Ebene) wiedergibt.
Hierarchiebildung und Bezifferung
Verfeinerung der Daten
Datenflüsse können aufgesplittet (und auch zusammengefaßt) werden.
Splitten von Datenflüssen
Die Verfeinerung der Daten kann sowohl innerhalb eines Diagramms, als auch beim Übergang von einem Diagramm zum anderen erfolgen.
Um trotz evtl. unterschiedlicher Beschriftungen im Mutter- und Tochterdiagramm den Zusammenhang zu verdeutlichen, wird für alle Randpfeile im Tochterdiagramm der sogenannte ICOM-Code verwendet.
Hierbei gibt ein Buchstabe I,C,O oder M an, dass der jeweilige Pfeil im zugehörigen Mutterdiagramm als Eingabe (Input), Steuerung (Control), Ausgabe (Output) oder Mechanismus (Mechanism) des entsprechenden Rechtecks zu finden ist. Die an einen dieser Buchstaben angehängte Ziffer gibt Auskunft über die relative Lage des Pfeils am Rechteck des Mutterdiagramms; die Numerierung erfolgt von links nach rechts bzw. von oben nach unten.
ICOM-Code (gedachte Markierungen im Mutterdiagramm)
Ein dazugehöriges Tochterdiagramm mit explizit markierten Randpfeilen könnte folgendermaßen aussehen
Tochterdiagramm mit explizit markierten Randpfeilen
Layoutregeln
Die starre grafische Darstellungsform schränkt sehr schnell die Übersichtlichkeit der Diagramme ein; um eine minimale Übersichtlichkeit zu gewährleisten, sollten folgende Layout-Regeln eingehalten werden:
- maximal 4 - 6 Rechtecke
- Rechtecke möglichst diagonal anordnen
- steuernde Aktivitäten links oberhalb von kontrollierten Aktivitäten anordnen
- gemeinsame Quellen deutlich machen
Erweiterungen
Die strenge und standardisierte graphische Form der Diagramme läßt grundlegende Änderungen nicht zu.
Mit SADT können keine Kontrollstrukturen beschrieben werden. Auch die Pfeile in einem Aktivitätsdiagramm stellen zwar Datenflüsse zwischen den einzelnen Aktivitäten dar, sagen aber nichts über deren zeitliche Abfolge aus. Die Festlegung der Aktivierungsfolge kann jedoch durch Vergabe von Reihenfolgenummern für die Einzelaktivitäten in speziellen "For-Exposition-Only-Diagrammen (FEO-Diagrammen)" erfolgen. Diese Sequentialisierungen spiegeln den Ablauf von bestimmten Geschäftsvorfällen wider. H ierdurch kann die Vollständigkeit des Modells überprüft werden.
Eignungsschwerpunkte
Es handelt sich um eine relativ leicht erlernbare und verständliche Methode. Da Ablaufstrukturen fehlen, ist SADT vor allem in den frühen Analysephasen einsetzbar.
Die Nachteile von SADT :
- keine Darstellung der Systemumgebungskomponenten
- aufwendige Erstellung und Änderung der Diagramme
- entweder werden die Diagramme schnell unübersichtlich, oder aber es müssen künstliche Strukturierungsebenen eingezogen werden
- Spezifikation der Schnittstellen / der Daten nur über die Pfeilbezeichnungen
haben die Verbreitung dieser Methode behindert.